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Freitag, 2. März 2018

[Filmkritik] Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Hallo meine Freitagsfilmfreunde,

am Sonntag ist es so weit, die Oscars werden zum 90. Mal vergeben. Ich freue mich immer sehr darauf, die Nominierungen für diese Preisverleihung zu erfahren, denn ich schaue mir diese Art von Filmen sehr gern an. Leider ergab sich in den letzten Monaten sehr selten eine Gelegenheit für mich, ins Kino zu gehen. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich nun endlich diesen Film schauen konnte.

Zur Handlung: Ebbing ist eine Kleinstadt in Missouri. 7 Monate nach der grausamen Tat ist immer noch kein Täter geschnappt worden. Angela Hayes war angegriffen, im Sterben vergewaltigt und schließlich angezündet worden, nur wenige Meter von ihrem Zuhause entfernt auf einer Straße, die keiner mehr befährt, seit es einen High Way gibt.

Dort lässt Angelas Mutter Mildred nun für 1 Jahr lang 3 Billboards bekleben. Darauf steht nacheinander "Raped while Dying", "Still no Arests" und "How Come, Chief Willoughby?". Damit nimmt ein Drama seinen Lauf, die Presse beginnt über den Fall zu berichten und die Aufmerksamkeit der Polizei wird zurück zum Fall gezwungen - aber auch auf Mildred selbst.

Zunächst war es überraschend, wie unvorhersehbar der Film ist. Wenn man sich das Grundszenario anschaut, hat man ja eine ungefähre Idee, wie das Ganze sich nun entwickeln könnte, wie die Polizei und vor allem Chief Willoughby auf die Plakate reagiert. Wie der Ort sich hinter die arme Mutter stellt, deren Tochter nach wie vor nicht gerächt wurde. Aber es kommt alles immer wieder ganz anders als man denken würde.

Das hängt auch damit zusammen, dass Mildred Hayes keine durch Kummer zerrüttete, trauernde Mutter ist, die als nicht ganz zurechnungsfähig hingestellt werden kann. Sie ist stark und erbittlich und sie will, dass der Täter keinem anderen Mädchen etwas antun kann. Vor allem will sie aber ein Exempel an der Polizei statuieren, da diese ihrer Meinung nach nur unnütze Dinge tut (unter anderem Schwarze foltern, aber auch ihr haarklein erklären, warum denn noch kein Täter gefasst ist). Sie will die Polizei zur Verantwortung ziehen, was sonst keiner im Ort tut.

Es gibt noch viele weitere wichtige Charaktere, wie Sohn und Exmann von Mildred, Chief Willoughby und seine Frau Anne, den etwas schrägen Officer Dixon, der ein kleines Wutproblem hat, und den Werbemakler Red Welby. Alle diese Charaktere sind vielschichtig und man kann nachvollziehen, was sie antreibt und warum sie ihre Entscheidungen so und nicht anders treffen. Dabei hat der Film letztlich eine entscheidende Aussage: Niemand ist schuld. Niemand ist im Recht. Wenn solche Unglücke geschehen, geht damit jeder so um, wie er kann. Und dem Film gelingt es, jeder Figur so viel Tiefe zu geben, dass man das versteht.

Dennoch ist der Film auch ziemlich abstrus. Es gibt immer wieder fast lustige Momente, die die Stimmung auflockern. Mildred entschuldigt sich vor niemandem und ist durchaus mit allen Wassern gewaschen. Sie dreht Situationen immer wieder um, man sieht es aber nie kommen. Das erzeugt eben auch komische Momente. Aber es gibt auch einige Kraftausdrücke und einige Momente, wo andere doch auch beleidigt werden. Das hat mich gelegentlich aus der Handlung herausgeholt (Zitat: der fette Zahnarzt, und dann auch einige Zitate in Bezug auf Peter Dinklages Charakter James). Man sollte aber auf einiges gefasst sein, auch ein bisschen Blut wird fließen.

Alles in allem handelt es sich um einen bemerkenswerten Film, der es schafft so unvorhersehbar zu sein, dass man nicht kommen sieht, was als nächstes geschieht. Die Charaktere sind zum Großteil vielschichtig und bekommen einige Hintergrundgeschichten und Beweggründe, die meist gut nachvollziehbar sind. Es kommen nahezu keine Klischees vor, und der Wahrheit und Realität wird hier manchmal ganz unbeschämt ins Auge geblickt (z.B. das Zitat von Willoughby was geschehe, wenn man alle rassistischen Polizisten entfernt). In anderen Momenten wird er dann aber wieder fast schon zart und berührend. So ist auch Mildred als Hauptcharakter die meiste Zeit kühl, berechnend und stark, aber in manchen Momenten bricht die Fassade. Ich fand das Seherlebnis wirklich einzigartig.

Habt ihr den Film gesehen? Wie habt ihr empfunden? Und was denkt ihr, wer räumt die Oscars dieses Jahr ab?

Bis bald,
Eure Kitty Retro

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