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Sonntag, 12. November 2017

Ties

Hallo meine Ehebrecher,

wieder einmal musste ein Buch aus der Mothbox daran glauben. Leider gab es diesen Monat ja keine neue Box, weiß jemand, was da los ist? Naja, momentan habe ich eh noch einiges aufzuholen, aber da bin ich auch nicht böse drüber. Dieses Buch nun überzeugt mit einem wirklich niedlichen Cover, aber ob die Geschichte auch etwas für mich ist?

Die Fakten:
  • Autor: Domenico Starnone
  • Titel: Ties (Original: Lacii)
  • Übersetzung: Jhumpa Lahiri
  • Erschienen: 2016
  • Verlag: Europa Editions
  • Seiten: 150
  • Preis: 9,99 Euro
  • Klappentext: "Ties is the story of a marriage. Like many marriages, this one has been subject to strain, to attrition, to the burden of routine. Yet it has survived intact. Or so things appear. The rupture in Vanda and Aldo's marriage lies years in the past, but if one looks closely enough, the fissures and fault lines are evident. Their marriage is a cracked vase that may shatter at the slightest touch. Or perhaps it has already shattered, and nobody is willing to acknoledge the fact."

Zur Handlung: Buch 1 schildert uns in Briefform vom Ende einer Ehe. Während der Mann verschwindet, schreibt seine Frau ihm Briefe, drückt ihre Enttäuschung, ihre Verzweiflung und auch ihre Hoffnung aus. Wir erfahren in großen Sprüngen, was in den Jahren nach der Trennung geschieht.

Buch 2 erzählt uns der Ehemann. Inzwischen sind beide alt, die Kinder sind aus dem Haus und die beiden wollen in den Urlaub fahren. Doch alles geht schief und mehr und mehr wird klar, dass man seiner Vergangenheit niemals entkommen kann. Vor allem wenn solche dunklen Erinnerungen darin ruhen. Buch 3 schließlich zeigt uns, wie die erwachsenen Kinder zu ihren Eltern stehen und wie sie geprägt wurden.

Selbst gekauft hätte ich mir dieses Buch nicht. Ehegeschichten sind überhaupt nicht meins. Meine Eltern hatten eine sehr ungesunde Ehe und dieses Buch hat mich da definitiv auf dem falschen Fuß erwischt. Dies ist wichtig zu wissen, bevor ihr weiterlest.

Die Briefe sind ein guter Einstieg in den Roman. Wir erleben mehr oder weniger live, wie die Trennung verläuft und was dabei in der Ehefrau vor sich geht. Sie ist eine sehr dominante Frau, die der Meinung ist, dass sie selbst keinerlei Schuld trifft. So finden wir vor allem Wut mit ein bisschen Hoffnung und viel Verletztheit. Ich fand es aus persönlichen Gründen sehr schwer, diesen Teil zu lesen. Ich denke aber, er spiegelt das Ganze sehr treffend wieder.

Im zweiten Teil treffen wir nun auf den Ehemann und erfahren, dass die beiden  nach dem Ende der Briefe wieder zusammengekommen sind. Sie leben inzwischen als alte Leute allein, die Kinder sind selbst erwachsen. Die Frau ist immer noch sehr dominant in der Beziehung und er hat dadurch sehr abgebaut. Dennoch konnte er sie zu einem Urlaub überreden. Als sie zurückkommen, ist allerdings die komplette Wohnung zerstört.

Das Buch baut nun über zwei Achsen Spannung auf. Einerseits weiß man nicht, wer die Wohnung zerstört hat. Auch die Hintergründe sind schleierhaft, denn es fehlt nur die Katze und einige Bilder aus einem Geheimversteck. Was wollten die Täter also? Zeitgleich weiß man allerdings auch nicht genau, wie diese überanstrengte Beziehung überhaupt wieder zustande kam und ob sie nun entgültig zugrunde geht. 

In diesem Teil erklärt der Mann sehr viel darüber, warum er die Familie verlassen hat, welche Hintergründe seine Taten hatten, und wie er schließlich wieder zu seiner Familie zurückkam, welche Motive er hatte und allgemein, was für ein egoistischer Scheißarsch er ist. Wie alle Männer. Whatever. Diesen Teil fand ich so anstrengend, wenn leider auch sehr realistisch. Männer denken einfach immer, sie können Kinder in die Welt setzen und sich dann verpissen, wenn sie sich von ihrer Familie zu sehr "eingeengt" fühlen. Weil Frauen ja für ihre Familie nichts einschränken, nichts aufgeben und allgemein ist das doch ihre Natur oder? Naja, ihr seht, ich hab da zu viel Meinung dazu und fand es einfach anstrengend, diese Rechtfertigungen lesen zu müssen.

Im letzten Teil schließlich sehen wir, wie diese kaputte Beziehung letztlich die Kinder ebenso kaputt zurückgelassen hat. Während der Sohn jedes Jahr eine neue Frau hat und mit der neue Kinder in die Welt setzt, lebt die Tochter mann- und kinderlos und schlägt sich mit Schulden durchs Leben. Beide haben es nicht geschafft, ein gesundes Bild von Familie zu entwickeln. Wieder eine, wie ich finde, realistische und nachvollziehbare Darstellung. 

Alles in allem war dieses Buch für mich nicht das richtige. Ich habe zu viele Gedanken zum Thema, habe in der Richtung einfach zu viel hautnah miterlebt und brauche nicht wirklich einen Reminder. Wäre das Buch nicht so kurz gewesen, und hätte ich nicht unbedingt erfahren müssen, was aus der Katze geworden ist (wow, meine Eltern hatten sogar eine Katze... whatever), hätte ich das Buch nicht zuende gelesen. Wer aber auf dieses Genre steht, gern über dysfunktionale Familien liest und eine realistische, dennoch etwas überspitzte Darstellung zu schätzen weiß, dem wird das Buch sicher gut gefallen. Der Schreibstil war ansprechend, ich mochte den dreigeteilten Aufbau und abgesehen davon, dass das Buch mich wütend gemacht hat, hat es mich gut unterhalten und auf die Folter gespannt.

Kennt ihr den Roman, habt ihr vielleicht auch die Mothbox bekommen? Und sagt euch dieses Genre generell zu?

Bis bald,
Eure Kitty Retro



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