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Donnerstag, 26. April 2012

Der Zauberlehrling


Hallo meine Träumer,

wir kommen zum nächsten Buch, das ich aufgrund meines Praktikums lesen sollte. Dieses war jedoch um einiges mehr schwer verdaulich als das Vertriebsbüchlein. Dennoch klang der Titel ja vorerst vielversprechend.

Erstmal die Daten, wie immer:
  • Autor: Alexa Mohl
  • 9. Auflage von 2006
  • 410 Seiten
  • Junfermannverlag
  • Preis des Taschenbuchs: ab 15 Euro bei Amazon

Im diesen Buch, das eher psychologisch ist, geht es um NLP – Neurolingustische Programmierung. Das klingt in meiner Welt schon mehr als gruselig und ehrlich gesagt hätte ich dieses Buch im normalen Leben nie angefasst. Der Klappentext jedoch, den ihr hier findet, klang gar nicht so schlecht. Wäre doch toll, wenn es etwas auf der Welt gäbe, das praktisch alle Probleme in 1-2 Sitzungen beim Psychologen lösen kann. Allerdings bin ich seit meinem versuchten Psychologie-Studium doch mehr als skeptisch, ob irgendein Doktor meinen Kopf retten kann. ;)

Nun erstmal ein paar Worte zum Inhalt: Das Buch fordert in den ersten Kapiteln zum genauen Wahrnehmen mit allen Sinnen auf. Dabei geht es um die Ebenen visuell (sehen), auditiv (hören), kinästhetisch (fühlen), olfaktorisch (riechen) und gustatorisch (schmecken). Man soll diese üben, um verschiedene Physiologien beim Gegenüber unterscheiden zu können, die sich hauptsächlich in der Mimik und Blickrichtung zeigen, beispielsweise wird unterschieden in Problem-, Ziel- und Versöhnungsphysiologie. Mir war schon schleierhaft, warum ich denn bei Problemen zwangsläufig in eine andere Richtung gucke als bei Zielen, aber es kommt noch besser. Man soll sich dann auf die Physiologien des Gegenübers kalibrieren, damit man weiß, wie der sich fühlt. Erstmal keine schlechte Sache, aber ich hätte das sicher auch schon ohne das Buch irgendwie gemacht. Wer versucht nicht zu sehen, wie das Gegenüber sich fühlt?

Danach werden auch noch Wahrnehmungstypen unterschieden, was ich auch komisch fand. Es wird behauptet, dass man aus Formulierungen wie „Ich sehe da schwarz“ oder „Das sehe ich anders“ schließen kann, dass ein Mensch ein visueller Typ ist, wogegen „Harmonie“ und „Das klingt nicht gut“ auf einen auditiven Typ hindeuten. Allerdings kann ich das an mir selbst schon nicht feststellen. Ich wäre demnach – wie wahrscheinlich jeder Mensch – ein visueller und kinästhetischer Typ. ^^

Im nächsten Kapitel geht es um Spiegeln: sich an den Gesprächspartner anpassen in Atmung und Sitzposition, damit er eine engere Verbindung zu einem wahrnimmt. Für mich auch völlig normales Verhalten: wenn meine Freundin total hibbelig vor mir sitzt, kann ich schlecht total relaxt im Sessel hängen… Andere tolle Begriffe aus dem Buch sind VAKO-Hypnose, mir kam das ganze Buch sehr hypnotisch vor, bei der man das Gegenüber dazu bringt, sich total in eine Situation hinein zu versetzen. Sicher nicht unmöglich, aber so richtig einleuchtend fand ich es nicht… Dann ist noch die Rede vom Ökologie-Check: Man lässt das Gegenüber prüfen, ob eine Verhaltensänderung in irgendeinem „Teil“ der Persönlichkeit auf Widerspruch stößt. Für mich war dieses Kapitel total abgespacet. Warum reden Teile meiner Persönlichkeit, und vor allem WIE sollen sie das tun??? O.0 Ja, das hab ich gar nicht verstanden. Wer das Buch doch mal anliest, wird sehen, was ich meine…

Aber wie ändert man denn nun das Verhalten? Da gibt es dann tausende Möglichkeiten, die für mich alle hypnotisch und auch irgendwie idiotisch sind. ^^ Man kann NLP angeblich auch auf sich selbst anwenden, aber meine Ungläubigkeit erlaubt mir das irgendwie nicht. Es fängt alles schon mit der Fähigkeit an, sich ein Erlebnis bildlich vor Augen zu führen. Mag an mir liegen, aber laut Buch kann das jeder. Ich kann‘s nicht, ich sehe weder Farben noch Bilder noch Filmchen, ich erinnere mich nicht einmal mehr, wie meine erste große Liebe aussah. Der nächste Schritt wäre dann, diese Bilder beispielsweise in den sogenannten Submodalitäten (Farbe, Schärfe, Bewegung, Größe, Entfernung, …) zu ändern, sodass sich das Gefühl ändert, das man mit dem Bild verbindet. Desweiteren kann man zum Beispiel bei Phobien angeblich einfach das Wahrnehmungssystem ändern und hat dann bestenfalls keine Angst mehr. Wenn ich also eine Spinne sehe und mir dann bildlich vorstelle, wie eine eklige Spinne sich vor meinen Augen hin- und herschwingt, dann muss ich mir stattdessen einfach anhören, wie Beethovens Mondscheinsonate durch meine Öhrchen schwingt. Hat bei der letzten Spinne leider nicht funktioniert…

Ok, das waren nur einige Punkte, die in dem Buch ausführlich erarbeitet werden. Nun noch etwas zum Aufbau und Stil des Buches. Wie der Untertitel schon zeigt, es handelt sich um ein Lehr- und Übungsbuch. Das heißt, es ist sehr trocken geschrieben und nach jedem Unterkapitel ist das, was im Kapitel stand, noch einmal in einer Tabelle geschrieben (nicht zusammengefasst!). Deswegen liest man alles doppelt, außer man missachtet die Kästen dann einfach irgendwann. In den Kästen sind die Schritte dann nur noch einmal durchnummeriert. Im Fließtext sind sie das nicht.

Das Buch an sich ist stabil gebunden und hat eine ganze Menge Seiten. Der Preis ist bei einer neuen Ausgabe allerdings meiner Meinung nach nicht legitim. Scheinbar ist NLP aber gerade eine Modeerscheinung, weshalb sich die Preise wahrscheinlich durchsetzen können. Frau Mohl bietet auch Workshops und ähnliches an, wenn sich jemand mehr für dieses Verfahren interessiert.

Zusammenfassung: Ich werde davon absehen, mich selbst zu hypnotisieren, um meine Spinnenphobie los zu werden. Durch das Buch habe ich mich erfolgreich durchgequält, aber schön war es nicht. Auch wenn der Titel und der Klappentext wirklich spannend klingen, für mich ist dieses Buch ein Fail! Ich würde es keinem empfehlen, außer vielleicht langweiligen und öden Psychologie-Studenten, die aber sicher genug langweilige Lektüre mit mehr wissenschaftlichen Hintergrund finden können.

In dem Sinne, eine tolle Einschlaflektüre… ;)

Bis bald, Kitty Retro


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